Standseilbahn Magglingen
Eine neuartige Lösung für die Standseilbahn Magglingen reduziert den Stromverbrauch vom Netz um 30 %.
Eine PV-Anlage wurde auf dem Dach der Bergstation installiert.
Die Standseilbahn besteht aus zwei Waggons für jeweils 120 Fahrgäste, die durch ein Zugseil verbunden sind.
Die zwei Waggons fahren gleichzeitig bergauf und talwärts.
Die Lösung baut auf die Konvergenz von Technologien auf, worin Technologie-Einsätze der weiteren vier Arten auch wirken.
Die technische Lösung für die Standseilbahn wird im Folgenden geschildert:
Art | Schilderung |
Optimierte Schnittstellen | Fährt der eine Waggon in der Talstation bergauf los, braucht er Antriebsenergie, um Höhe zu gewinnen. Hat er gut die Hälfte der 1700 m langen Strecke zurückgelegt, ist keine Energie mehr nötig, denn die talwärts fahrende Bahn und das zugehörige Zugseil sind nun so schwer, dass sie den ersten Waggon hochziehen. Der talwärts fahrende Waggon muss jetzt sogar abgebremst werden. Die dabei freiwerdende Energie kann zurückgewonnen (rekuperiert) werden. Die Bremsenergie wird in einer Batterie gespeichert, die zudem als Zwischenspeicher für den Solarstrom dient: die Batterie stellt die Schnittstelle zwischen den zwei Quellen von erneuerbarer Energie dar |
Verbreitung von Standards | Dank PV-Anlage und Bremsenergie kann die Standseilbahn mehr als 30 Prozent ihres gesamten Energiebedarfs selbst decken. Die Einsparung fällt ins Gewicht, denn Strom macht die Hälfte der Betriebskosten für den Antrieb der Bahn sowie der standardisierten Hilfsbetriebe (Pumpen, Lüfter und Heizung) aus |
Einbezug branchen-fremder Technologien | Das Herzstück der Anlage ist das Energiemanagementsystem, das sämtliche Energieflüsse der Bahn einschliesslich PV-Anlage und Batteriespeicher steuert. Mehr als 80 Prozent der selbst erzeugten Energie können für die Standseilbahn genutzt werden |
Konvergenz von Technologien | Bei mobilen Anwendungen stellt das Zusammenspiel der elektrischen Komponenten hohe Ansprüche, die nicht mit der PV-Anlage auf einem Hausdach vergleichbar sind. Um diese Herausforderung zu meistern, konnte Projektleiter Olivier Duvanel auf 6 Jahre Praxiserfahrung aus dem Seilbahnsektor zurückgreifen, die er vor sechs Jahren bei seinem Wechsel in die akademische Forschung an der Hochschule Luzern mitbrachte |
Technologie-führerschaft | Als Industriepartner beteiligt waren führende Unternehmen: Frey AG (Seilbahnsteuerung), Doppelmayr-Garaventa (Seilbahntechnik) und ABB Schweiz (Batteriespeicher inkl. Netzumrichter) |
Mehrere Communities ziehen einen Nutzen aus der Konvergenz der Technologien wie folgt:
- Die erhebliche Reduktion an Energiekosten schafft einen Nutzen für die Betreiberin (Verkehrsbetriebe Biel / Transports Publics Bienneois VB-TPB), die Eigentümerin (Stadt Biel / Bienne) und letztlich die Steuerzahler der Stadt.
- Das ESB Energie Service Biel/Bienne, die Stadt Biel als Eigentümerin und letztlich die Steuerzahler der Stadt ziehen einen Nutzen aus der netzstabilisierenden Wirkung der Lösung wie folgt. Wenn der Speicher der Batterie voll wird, wird der Überschuss ins Netz eingespeist, was schätzungsweise 20 Prozent der erzeugten Energie ausmacht. Das heisst, zu den Zeiten der höchsten Nachfrage nach Strom – während des Tages – reduziert die Standseilbahn den Verbrauch von Strom, und gleichzeitig speist sie Energie ins Netz ein.
- Das Bundesamt für Verkehr hat das Projekt aus dem Programm Energiestrategie 2050 im öffentlichen Verkehr (ESöV 2050) finanziell unterstützt, um die Nachhaltigkeit des öffentlichen Verkehrs zu stärken. Durch die Übertragung der Lösungen könnten andere Standseilbahnen davon profitieren, von denen es allein in der Schweiz rund 200 gibt.
- Die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien e. V. (EUROSOLAR) zeichnete die Lösung als Gewinner in der Kategorie Transport & Mobilität aus, was den Ruf und die Strahlkraft der Stadt Biel / Bienne verbessert; auch die Stakeholders von EUROSOLAR profitieren von den Erkenntnissen aus der Seilbahn-Lösung.
- Die daran beteiligten Organisationen – HSLU, ABB, Frey AG und Doppelmayr-Garaventa – haben Wissen aufgebaut, welches für weitere Akteure angewendet werden kann.